Marquesasinseln

Marquesasinseln
Marquesas|inseln
 
[mar'keːzas-], französisch Îles Marquises [il mar'kiːz], zu Französisch-Polynesien gehörende Inselgruppe im zentralen Pazifik, 1 274 km2, 7 500 Einwohner. Sie bestehen aus der Nordwest-(Washington-)Gruppe mit Hatutaa (Hatutu), Eiao, Motu Iti, Motu One, Nuku Hiva (482 km2, mit dem Verwaltungssitz der Marquesasinseln, Taiohae), Ua Huka, Ua Pou sowie der Südost-(Mendana-)Gruppe mit Fatu Huku, Hiva Oa, Tahuata, Mohotani (Motane), Fatu Hiva. Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs, steil aufragend (auf Hiva Oa bis 1 259 m über Marquesasinseln), mit hohen Kliffs; Korallenriffe fehlen. Entsprechend ihrer Lage im Südostpassat sind die Südostseiten regenreich und bewaldet, die Leeseiten trocken und tragen Grasflächen. Die Bevölkerung (Polynesier, meist katholisch) wurde in der Kolonialzeit durch Krankheiten dezimiert (um 1600: 100 000-200 000, um 1930: 2 200 Einwohner); heute nimmt sie, trotz starker Abwanderung, wieder zu. Mangels Küstenebenen ist die landwirtschaftliche Nutzung sehr begrenzt (Kokospalmen, Taro, Brotfrucht, Kaffee, Vanille); Ausfuhr von Kopra, Vanille, Kaffee und Schnitzereien.
 
Die Marquesasinseln wurden vermutlich um 200 v. Chr. von Samoa und Tonga aus besiedelt. Die klassische Periode der Marquesasinselkultur lag zwischen 1400 und dem ersten Kontakt mit Europäern (1595). Figürliche Plastiken aus Holz (Bootsaufsätze, Stelzentritte) oder Stein (Netzsenker, Ahnen auf Kultplätzen, Marae), seltener aus Elfenbein (Ohrschmuck, Fächergriffe) zeigen auf gedrungenem, gelegentlich sitzend dargestelltem Körper einen gerundeten Kopf mit großen, runden Augen sowie gerader Mundlinie. Keulenköpfe sind in Form eines Januskopfes, häufig mit kleinen Schädeln (Seelendarstellungen?) anstelle von Augen und Mund, gearbeitet. Die steinernen Tiki haben auf den Marquesasinseln mehrdeutigen Charakter, u. a. als Darstellungen von vergöttlichten Ahnen. Eine besondere Blüte erreichte auf den Marquesasinseln die Kunst der Tatauierung. - Der Spanier Álvaro de Mendaña de Neira (* 1549, ✝ 1595) landete 1595 auf den Marquesasinseln. Später wurden sie von Walfängern als Stützpunkt benutzt und kamen 1842 an Frankreich.
 
 
K. von den Steinen: Die Marquesaner u. ihre Kunst, 3 Bde. (1925-28).

Universal-Lexikon. 2012.

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